Gegendarstellung zur „Gegendarstellung“
Szenenbild aus "Lehrerin Elly" von Joseph Wolfgang Steinbeißer
Studentenwerk versus ueTheater:

Gegendarstellung zur „Gegendarstellung“

11.04.2019  ueTheater Pressemitteilung

Das Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz reagiert auf die Pressemitteilung des ueTheaters, in der von der angekündigten Räumung des studentischen Ensembles berichtet wurde, mit einer „Gegendarstellung“, prominent platziert auf der ersten Seite der Internetpräsenz. Doch worin die „Gegendarstellung“ bestehen soll, bleibt unklar. Dennoch lässt das Statement tief blicken.

Elly Maldaque eine Jüdin?

Zunächst wird über die „Vorgeschichte“ berichtet. Seit 2007 setze sich das ueTheater für die Umbenennung des Theaters – gemeint ist der Theatersaal im Studentenhaus – in Elly Maldaque-Theater ein. Soweit, so richtig. Doch dann heißt es:

„Elly Maldaque war eine jüdische Lehrerin, die während der Zeit des Nationalsozialismus getötet wurde.“

An diesem Satz ist fast alles falsch. Elly Maldaque war evangelisch und kam 1930 zu Tode. Die Verantwortlichen des Studentenwerks haben sich offensichtlich die letzten 12 Jahre noch keine zwei Minuten mit dem Leben der Lehrerin und den Argumenten des ueTheaters auseinandergesetzt. Andernfalls hätten diese peinlichen Fehler nicht passieren können.

Studentische Theatergruppen sind schuld?

Doch was nun kommt, ist fast noch beschämender: Die Verantwortung für die Ablehnung des Namens wird den studentischen Theatergruppen in die Schuhe geschoben. Die Universität wäre angeblich bereit gewesen, einer Umbenennung zuzustimmen,

„wenn die Mehrheit der studentischen Theatergruppen sich dafür ausgesprochen hätte. Das war aber bei zweimaligen Befragungen nicht der Fall.“

Von derartigen Befragungen ist dem ueTheater nichts bekannt. Es hat darüber nie eine offizielle Auswertung erhalten, geschweige denn wurde das ueTheater selbst in die angeblichen Befragungen einbezogen. Es gab auch nie einen ergebnisoffenen, demokratischen Diskurs, der einer Abstimmung vorausgehen sollte, obwohl das ueTheater diesen immer wieder forderte.

Aber ja, es stimmt. Bislang hat sich nur eine einzige, leider nicht mehr existente Theatergruppe der Benennung des Theaterhauses nach Elly Maldaque angeschlossen. Aus Sicht des ueTheaters ein Armutszeugnis für die studentische Kultur an der Hochschule. Doch wenn mensch sieht, zu welch rigorosen Mitteln das Studentenwerk greift, um unliebsame Ideen aus der Welt zu schaffen, ist diese Haltung in gewisser Weise erklärbar.

Wo bleibt die Gegendarstellung?

Im weiteren bestätigt das Studentenwerk alles, was das ueTheater in der Pressemitteilung geschrieben hatte. Die Einforderung einer „ortsübliche Gewerbemiete“ von der studentischen Laiengruppe, die Anwendung des Druckmittels Prozess. Und auch die Ankündigung, das ueTheater zu räumen, wird mit keinem Wort zurückgenommen. So what?

Eine Überschrift scheint einen Hinweis zu geben: „Keine Strafanzeige“. Jedoch hatte nicht das Studentenwerk mit einer Strafanzeige gedroht, sondern das ueTheater kündigte diese an, wegen Amtsmissbrauchs und Nötigung. Ist die Gegendarstellung also eine Bitte? Der folgende Text deutet darauf hin.

„Wir hoffen, dass es bald zu einer gütlichen außergerichtlichen Einigung kommt und die Theatergruppe ueTheater sich wieder auf ihre Inszenierungen konzentrieren kann.“

Bislang jedoch hat das Studentenwerk dem ueTheater noch keinerlei Vorschläge zur „gütlichen“ Einigung unterbreitet. Nach wie vor ist das studentische Ensemble von Rausschmiss und unbezahlbaren Forderungen bedroht.

Überforderung?

Zum Jahreswechsel hörte die bisherige Abteilungsleiterin der Kultur auf. Dem Vernehmen nach nicht im besten Einverständnis mit der Geschäftsführung. Weitere wichtige Stellen im Kulturbereich sind aufgrund offensichtlich unzureichender Personalpolitik unbesetzt. So konnten letztes und dieses Semester wichtige und vorgeschriebene Brandschutzworkshops nicht bzw. nur zum Teil durchgeführt werden. Das gefährdet nach Ansicht des ueTheaters die Sicherheit der Studierenden wie der Zuschauenden.

Doch statt sich dieser gravierenden Probleme zu widmen, verpulvert das Studentenwerk anscheinend lieber die Immatrikulationsbeiträge der Studierenden für Rechtsanwälte, um das ueTheater zu zwingen, den Spielort nicht mehr mit „Elly Maldaque Theater an der Uni“ anzugeben, sondern nur noch mit „Theater an der Uni“.

Der Fall zeigt immer deutlicher, die Geschäftsführung des Studentenwerks ist entweder überfordert oder offensichtlich nicht die richtige Besetzung für eine Anstalt, die nicht gegen, sondern für Studierende da sein soll.


Inzwischen hat das Studentenwerk den Eintrag gelöscht. Hier der Screenshot von der „Gegendarstellung“ auf der Homepage des Studentenwerks.

Link zur vorausgehenden Pressemitteilung des ueTheaters:

https://www.uetheater.de/blog/studentenwerk-kuendigt-raeumung-des-uetheaters-an.html

Zum Foto: Hätte die Geschäftsführung nur eines der zahlreichen Informationsangebote des ueTheaters wahrgenommen, wie z.B. die Uraufführung des 1930 geschriebenen Stücks "Lehrerin Elly", wäre der Fauxpas "jüdische Lehrerin" wohl nicht passiert.