Rede im Schrebergarten:

Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz verhindert Aufführungen über AnkER-Zentrum

15.06.2019 ueTheater

Durch die Verhängung mehrerer Hausverbote und unseriöser bürokratischer Tricks wurden dem studentischen Ensemble ueTheater vom Studentenwerk Ndb/Opf die Sommertermine Juni 2019 im Elly Maldaque Theater an der Uni Regensburg entzogen. In einer kurzen Rede anlässlich einer privaten Ersatzaufführung des Stücks "Mitten unter uns" werden die unglaublichen Vorgänge an der Universität Regensburg geschildert.


Hallo liebe Leute,

vielen herzlichen Dank für euer Kommen. Wir hätten euch viel lieber im Elly Maldaque Theater an der Uni begrüßt, aber das hat nicht sollen sein. Die meisten von euch wissen sicher ungefähr warum, deshalb hier in aller Kürze nur die Eckdaten.

Also, 2007 stellte das ueTheater den Antrag, das Theaterhaus im Studentenwerk „Elly Maldaque Theater“ bzw. „Elly Maldaque Theater an der Uni“ zu nennen.

Die Volksschullehrerin Elly Maldaque gilt in Regensburg als das erste Nazi-Opfer. Sie wurde von der Bayerischen Volkspartei – der Vorgängerin der CSU –, von der katholischen Kirche und von Hakenkreuzlern, die sich als Spitzel für die Polizei betätigten, zur Strecke gebracht. Der dafür verantwortliche Polizei-Sekretär wurde später Chef der Regensburger Gestapo.

Das Studentenwerk lehnte die Benennung ab mit der Begründung, es sei für den Namen nicht zuständig. Die Geschäftsführerin Frau Frammelsberger damals wörtlich:

„Ich habe bereits mehrmals auf Ihr Anliegen zur Umbenennung des Theaters schriftlich geantwortet und Ihnen auch ausführlich begründet, dass das Studentenwerk für die Benennung eines Gebäudes oder einer Einrichtung der Universität nicht zuständig ist.“

Da aber auch die Uni sich nicht für zuständig betrachtete, sondern auf das Studentenwerk als „verantwortliche Stelle“ verwies, tauften wir, also das ueTheater, die Spielstädte in „Elly Maldaque Theater“ bzw. „Elly Maldaque Theater an der Uni“ um und bezeichneten es fortan auch so auf unseren Plakaten, Flyern und so weiter.

Daraufhin brachte das Studentenwerk eine Richtlinie heraus, in der der Name ausdrücklich auf „Theater an der Uni“ festgelegt wurde, obwohl sich das Studentenwerk uns gegenüber immer noch als nicht zuständig erklärte. Wer den Namen „Theater an der Uni“ nicht verwendet und nicht das entsprechende Logo abdruckt, der wird mit mehreren tausend Euro schweren Sanktionen belegt.

Das ueTheater hat diesen Schwachsinn natürlich nicht mitgemacht und auf seine Kunstfreiheit sowie sein Recht auf antifaschistisches Engagement bestanden.

Das Studentenwerk verklagte deshalb das ueTheater auf knapp 15 000 Euro. Richter Dippoldt vom Landgericht Regensburg bezeichnete das Vorbringen des ueTheaters in Sachen Elly Maldaque als „Mist“. Wir hatten also keine Chance und mussten einem Vergleich zustimmen. Wir verpflichteten uns, zukünftig „Theater an der Uni“ als Namen zu verwenden und brav die Logos auf unseren Werbemitteln abzudrucken.

Um unseren Grundsätzen trotzdem treu zu bleiben, verzichteten wir für die folgende Inszenierung „Animal Farm der Demokratie“ einfach auf Werbemittel. Glücklicherweise gaben Unterstützer*innen für uns Plakate und Flyer heraus, auf denen die korrekte Ortsbezeichnung „Elly Maldaque Theater an der Uni“ abgedruckt war.

Trotzdem behauptete das Studentenwerk, das ueTheater hätte wieder gegen die Richtlinie verstoßen und entzog uns die Termine für diesen Sommer. Damit wir auch keine weiteren Termine im Elly Maldaque Theater an der Uni buchen konnten, erteilte mir das Studentenwerk unmittelbar vor Beginn der Kultursitzung, auf der die Theatertermine für das kommende Semester ausgehandelt werden, Hausverbot und ließ mich von der Polizei abführen. Wahnsinn!

Dagegen klagten wir vor dem Verwaltungsgericht Regensburg. Wir bekamen Recht. Der Widerruf der Sommertermine sowie das Hausverbot wurden aufgehoben. Sieg! Freudig stürmten wir vorletzten Mittwoch ins Elly Maldaque Theater und begannen mit dem Aufbau. Keine halbe Stunde später kam die Geschäftsführerin Frammelsberger und ihre Stellvertreterin Steudte ins Theater und überreichten mir was? Ein zweites Hausverbot. Wieder mit der gleichen Begründung wie Hausverbot Nummero 1, das zuvor vom Verwaltungsgericht aufgehoben wurde. Wahnsinn! Wieder ließ uns das Studentenwerk von der Polizei eintfernen.

Wir legten Eilantrag ein, und was soll ich sagen, abermals wurde vom Verwaltungsgericht das Hausverbot aufgehoben. Sieg! Aber! Als wir diesen Donnerstag die Schlüssel für das Elly Maldaque Theater abholen wollten, was geschah da? Hausverbot Nummero 3. Wieder mit der exakt gleichen Begründung wie die vorhergehenden Hausverbote. Wir fragten fassunglos die stellvertretende Geschäfstführerin Frau Steudte: „Sie wissen, dass das contra legem ist?“, also gegen das Gesetz. Und sie antwortete, freundlich lächelnd: „Ich weiß.“

Klar, wir legten wieder Eilantrag ein, diesmal mit dem Antrag auf Gerichtsvollzieher, der uns den Zugang ermöglichen sollte, aber an einen Erfolg glaubten wir nicht mehr. Die Antwort hätte uns Freitag Vormittag erreichen müssen, um überhaupt noch eine Chance zu haben, das Theater für eine Aufführung vorzubereiten. Außerdem hätte uns das Studentenwerk keine Techniker zur Verfügung gestellt, wie Frau Steudte uns ebenfalls freundlich lächelnd mitteilte.

Gestern Mittag haben wir daher die Aufführungen absagen müssen. Auch eine angemeldete Kundgebung auf der Albertus-Magnus-Straße, direkt unter dem Elly Maldaque Theater, auf der wir Ersatzweise die Aufführungen abhalten wollten, mussten wir canceln. Das Ordnungsamt behauptete, das sei eine Privatstraße der Uni, die Uni dagegen sagte, das sei eine öffentliche Straße. Keiner wollte die Verantwortung übernehmen. Wir hätten den Verkehr und alle Absperrungen alleine machen müssen, das hätte uns natürlich überfordert.

Damit monatelanges Proben und der ganze Stress nicht vollkommen umsonst waren, sind wir also heute hier. Wir danken Johnny und seinen Eltern ganz herzlich für die Gastfreundschaft.

Wie geht es weiter? Es ist klar. Solange sich immer wieder tolle, nicht kleinzukriegende Menschen finden, wird das ueTheater nicht aufhören. Es gibt soviele Dinge, die nicht bleiben dürfen wie sie sind. Theater ist natürlich nur ein sehr bescheidenes Mittel, aber es ist eben auch ein Mittel. Und das lassen wir uns nicht nehmen. Nie! Danke.